Der neue Abzocker-Schreck
Auch er will Reiche das Fürchten lehren: Marco Kistler, Erfinder der 1:12-Initiative.
Ein Porträt, erschienen am 28. Februar 2013 in der ZEIT Schweiz.
Nein, mit seinem grauen Kapuzenpullover passt er nicht hierhin. Marco Kistler sitzt ganz vorne im großen Saal des Hotels Glarnerhof und referiert über Glarner Steuerpolitik, die Decke ist stuckverziert, die Vorhänge sind rot und schwer. Neben ihm auf dem Podium sitzt die Politprominenz des kleinen Kantons. Der anwesende Regierungsrat, der Landratspräsident, der Gemeindepräsident von Glarus Süd, alle tragen sie Anzug, Hemd und Krawatte. Bedeutungsschwer ist auch das Thema der Matinée, zu der die sozialdemokratische Partei des Kantons Glarus am vergangenen Samstagmorgen geladen hat. Gerade mal zwanzig Gäste interessieren sich für die kantonale Steuerpolitik. Marco Kistler kann sich für die Abzocker-Initiative wenig begeistern, auch wenn er sie befürwortet. »Ihre Wirkung kommt einem Placeboeffekt gleich«, sagt der schlaksige 28-Jährige. »Initiant Thomas Minder entstammt demselben Filz, den er jetzt zu bekämpfen vorgibt.« Viel wichtiger ist Marco Kistler die Initiative, die er vor gut fünf Jahren erfand und über die wohl am 22. September diesen Jahres abgestimmt wird: die 1 : 12-Initiative.
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