Die SP hat fast all ihre Ziele erreicht
Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz feiert ihren 125. Geburtstag. Eine Reise durch die Parteigeschichte von der «Kapelle Greulich» über den Landesstreik und den Kampf fürs Frauenstimmrecht bis in die Gegenwart.
Die Historie der ältesten Schweizer Partei und ein Interview mit Cédric Wermuth, dem zweitjüngsten SP-Nationalrat, erschienen am 7. September 2013 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.
Am Anfang stand «Papa Greulich». Der in Schlesien in armen Verhältnissen aufgewachsene Buchbinder Herman Greulich fand während seiner Wanderjahre in die Stadt Zürich. Und ging nie mehr weg. Zwar scheiterten 1870 und 1880 seine beiden Versuche, hierzulande eine sozialdemokratische Partei zu gründen. Der vom Berner Juristen Albert Steck initiierte dritte Anlauf acht Jahre später aber war von Erfolg gekrönt, und Greulich wurde die erste grosse Figur der Schweizer Sozialdemokratie: Er war 38 Jahre lang Sekretär der Arbeiterbewegung und Teil der Stadtzürcher Legislative, er sass jahrzehntelang im Zürcher Kantons- und 20 Jahre im Nationalrat, wo die siebenköpfige SP-Fraktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts als «Kapelle Greulich» bekannt war.
Greulich war einer der ersten Verfechter des Frauenstimmrechts und gleicher Löhne für beide Geschlechter, obwohl auch er Vorbehalte hatte: «Gewiss hat jedes Geschlecht seine Eigenart», sagte er 1917 im Zürcher Kantonsrat. «Beim weiblichen herrscht das Gefühlsleben vor. Es ist für den Mann ein Rätsel, weil er in das Innenleben des Weibes nicht eindringen kann. Darum ist er geneigt, es als minderwertig zu betrachten.» Trotzdem aber gebühre der Frau das Stimmrecht, ganz einfach weil sie auch ein Mensch sei.
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