Piloten, so genormt wie ihre Flugzeuge
Menschen mit ausgeprägten Eigenschaften passen nicht in ein modernes Cockpit: In ihrem neuen Buch zeichnet Margrit Sprecher ein präzises Bild des Schweizer Kampfpiloten. Nicht zu dessen Vorteil.
Eine Buchrezension, erschienen am 3. Mai 2014 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.
«Militärpilot ist einer der exklusivsten Berufe überhaupt», so steht es in der Broschüre der Schweizer Militärpilotenschule geschrieben. Jährlich bildet die Schule nur zwölf bis 16 Schüler aus, die eine Hälfte wird Kampfjet-, die andere Helikopterpilot. Eine Million Franken kostet die Ausbildung jedes einzelnen Piloten. Das Elitedenken sei gerechtfertigt, schreibt Margrit Sprecher in ihrem neuen Buch, das seit gestern im Buchhandel erhältlich ist. Denn: «Es gibt in der Schweiz weit mehr Herzchirurgen, Atomphysiker und Grossbank-Direktoren als Kampfpiloten.»
Margrit Sprecher, die in Chur aufgewachsene 77-jährige Grande Dame des Schweizer Journalismus, macht ihrem Ruf mit ihrem neuesten Werk alle Ehre: Mit ihrem einzigartigen Gefühl für starke Szenen und genaue Beobachtungen gelingt es ihr, ein eindrückliches Sittenbild jener Menschen zu zeichnen, die im Ernstfall das Schweizer Volk hoch oben in den Lüften verteidigen würden. Auf eindeutige Wertungen kann Sprecher verzichten, ihre Sprache ist deutlich genug: Die Autorin ist keine Freundin der Schweizer Armee.
«Menschen mit ausgeprägten Eigenschaften passen nicht in ein modernes Cockpit», schreibt sie. «Ausgemerzt werden zu Selbstbewusste und zu Schüchterne, zu Grobschlächtige und zu Empfindsame, zu Temperamentvolle und zu Phlegmatische, zu Wagemutige und zu Ängstliche. Und vor allem: Einzelgänger. Der moderne Militärpilot ist so genormt wie die Maschine, die er fliegt.»
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