Pirouetten in hoher Luft
Einmal contra, einmal pro Gripen: Verteidigungsminister Ueli Maurer und «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel argumentieren, wie es ihnen gerade passt. Eine Linie ist nicht ersichtlich. Stattdessen Pirouetten in hoher Luft.
Eine Kolumne, erschienen am 4. Mai 2014 in der Schweiz am Sonntag (und tags darauf in der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung).
Für einmal kann diese Kolumne, die ja eigentlich «Aus Berner Sicht» heisst, nicht bloss in der Bundesstadt spielen. Denn die Förrlibuckstrasse 70 in 8005 Zürich liegt der Schwanengasse 2 in 3003 Bern näher, als es auf den ersten Blick scheint. Auch wenn, um von Punkt A zu Punkt B zu kommen, 123 Kilometer Asphalt auf der Autobahn A1 zurückgelegt werden müssen.
An der Förrlibuckstrasse hat Roger Köppel sein Büro, seine Redaktion und sein Wochenblatt. An der Schwanengasse hat Ueli Maurer sein Büro, seine Verwaltung und sein Armee-Kommando. Der eine denkt vor, der andere schwatzt nach. Oder ist es eher so: Der eine denkt vor, der andere schreibt nach? So ganz klar ist das nicht. Jedenfalls: Am 14. Oktober 2009 stellte Maurer dem Bundesrat den Antrag, auf die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge zu verzichten. Man könne sie sich nicht leisten, so der Verteidigungsminister. Zwei Wochen später schrieb Roger Köppel im Editorial der «Weltwoche»: «Die Schweiz braucht zur Landesverteidigung keine Luftwaffe. Das ergibt sich zwingend aus den Fakten. Prestigesüchtige Flieger- und Panzerkäufe bringen nichts.»
Viereinhalb Jahre später klingt alles anders: «Wer Ja sagt zur Armee, muss auch Ja sagen zum Gripen», wiederholt Maurer ständig. Und Köppel steht Gewehr bei Fuss: «Keine reguläre Armee der Welt verzichtet auf Kampfflugzeuge, die periodisch ersetzt werden müssen», schrieb er diese Woche. «Deshalb gibt es keinen vernünftigen Grund gegen den Kauf neuer Maschinen des Typs Gripen E.»
Haben Ueli Maurer und Roger Köppel umgedacht? Oder damals oder heute nicht nachgedacht? So ganz klar ist das nicht.
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