«Ätsch, wir können es viel besser»
AKZEPTANZ ODER DISKRIMINIERUNG Heute jährt sich das Lebenspartnerschaftsgesetz zum zehnten Mal: Fred und Thomas Rikkers gehören zu den ersten homosexuellen Paaren, die am 1. August 2001 in Hamburg geheiratet haben. Ein Gespräch über Verbalinjurien, Mütter als Trauzeuginnen und das Geheimnis der gelingenden Ehe.
Ein grosses Interview, erschienen am 1. August 2011 in der tageszeitung.
taz: Heute vor zehn Jahren haben Sie als eines der deutschlandweit ersten homosexuellen Paare in Hamburg-Altona geheiratet. In welchen Klamotten?
Fred Rikkers: Wir trugen beide schwarze Lederhosen. Wir wollten heiraten, wie wir uns wohlfühlen. Im Anzug zu heiraten, wäre für uns nicht in Frage gekommen.
Thomas Rikkers: Im Anzug? Eine richtige Horrorvorstellung. Das machen ja alle so. Sicherlich war auch eine Portion Rebellion dabei. Aber wir tragen nun mal gerne Lederfetisch-Klamotten, das wollten wir nicht verheimlichen.
Aber Ringe haben Sie schon getauscht?
Fred: Ja, abgesehen von unserer Kleidung war die Prozedur eigentlich ganz klassisch.
(…)
Hat es damals gleich gefunkt zwischen Ihnen?
Thomas: Eigentlich war ich zu dieser Zeit nicht bereit, mich zu verlieben. Ich hatte mich gerade erst von meinem damaligen Partner getrennt und wollte erst einmal die Freiheit genießen. Aber Fred hat es einfach geschickt angestellt: Ich habe bei ihm übernachtet, er musste aber früh zur Arbeit. Er hat mir seinen Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt und mich ermutigt, mich umzudrehen und weiterzuschlafen. So hat er mir signalisiert: Bleib mal hier, du bist erwünscht!
Und bald waren Sie ein Herz und eine Seele?
Thomas: Fred hat ein Problem, er ist HIV-positiv. Das hat er mir drei Wochen, nachdem wir uns kennengelernt haben, erzählt – ganz vorsichtig, mit fragendem Blick: Na, stehst du jetzt auf und gehst? Ich bin geblieben. Dass er mich so rasch in sein Geheimnis eingeweiht hat, zeigte mir, dass schon ein tiefes Vertrauen da war. Unsere Beziehung hat das weitergebracht.
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