Politische Lachnummern
Statt an der Frühjahrssession über die Geschicke des Landes zu bestimmen, feiern gewisse Politiker lieber Fasnacht. Das ist untragbar.
Ein als Kolumne getarnter Kommentar, erschienen am 9. März 2014 in der Schweiz am Sonntag (und tags darauf in der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung).
Am Mittwoch posierten sie in der «Südostschweiz» und der «Aargauer Zeitung» in ihren Fasnachtsmasken, die Pappnasen der CVP. Er ziehe jeweils mit seiner Schnitzelbank-Gesellschaft von Beiz zu Beiz, erzählte der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof. Und die Luzerner Nationalrätin Ida Glanzmann bekannte freimütig, am Dienstag sogar die Session geschwänzt zu haben. «Die Fasnacht ist wie ein Virus, der einen packt und nicht mehr loslässt», sagte sie. Und schien noch nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben.
Man könnte mit den Politikern mitlachen, wenn ihr Gebaren nicht zum Heulen wäre. Wer die Session wegen eines Fasnachtsumzugs schwänzt, nimmt seine politische Verantwortung nicht ernst. Die Session ist ja nicht bloss ein lässiges Stelldichein, bei dem Entscheide ohne jede Tragweite gefällt würden. Als Glanzmann ausschlafen musste, weil sie die ganze Nacht als Schlagersängerin Maja Brunner verkleidet durch die Luzerner Gassen gezogen war, diskutierte der Nationalrat etwa erstmals über die Folgen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative.
Am Donnerstag, als der Nationalrat ganz knapp per Stichentscheid des Präsidenten eine Lockerung der Waffenexportbestimmungen beschloss, war die Fasnacht in der Innerschweiz zwar vorbei. Glanzmann aber fehlte erneut. Statt die Interessen ihrer Wähler im Rat vertrat sie jene der CVP am Kongress der Europäischen Volkspartei in Dublin. Da Glanzmann wohl im Sinne der Waffenlobby gestimmt hätte, änderte ihr Fernbleiben nichts am Ergebnis. Doch es steht sinnbildlich dafür, wie ernst gewisse Politiker – nicht nur aus der CVP – den politischen Betrieb nehmen. Es gibt zu viele Clowns in Bundesbern.
Kommentar verfassen