«Gott ist nicht hoch oben zu Hause»
Nicht beim Fliegen sei er Gott am nächsten, sondern wenn er sich runterbücke zu jenen, denen es nicht so gut geht, sagt Walter Meier. Der Flughafenpfarrer kümmert sich um Flight Attendants genauso wie um Obdachlose und Passagiere.
Ein Porträt, erschienen am 22. Dezember 2014 in der Südostschweiz und am 4. Januar 2015 in der Schweiz am Sonntag.
Raum 2-126 im Check-in 1 ist kaum zu finden. Wer zum Pfarramt am Flughafen Zürich-Kloten gelangen möchte, muss sich seinen Weg an Reisenden vorbei bahnen, die Schlange stehen, um ihr Gepäck aufzugeben, muss sich vor der Billettkontrolle rechts halten und eine steile Wendeltreppe emporsteigen, um sich dort zwischen Tischen und Stühlen eines asiatischen Schnellrestaurants durchzuschlängeln. Dann, am Ende eines anonymen, langen Gangs, steht man vor dem Andachtsraum und, ein paar Meter weiter, vor dem Pfarramt. Dort sitzt Walter Meier an seinem Schreibtisch, der 62-jährige Seelsorger, mit seinen zwei Metern Körpergrösse auch sitzend eine beeindruckende Erscheinung. Noch, sagt er, friste das Flughafenpfarramt ein Schattendasein, doch bald sei damit Schluss. «Ab 2016 sind wir an erstklassiger Passantenlage untergebracht, gleich neben dem Zugang zur Zuschauerterrasse.»
In einem Flughafen werde ständig gebaut, das sei eine permanente Baustelle. Der gegenwärtige Standort sei denn auch ein grosses Manko, weil es an Laufkundschaft fehle. Sinnbildlich aber sei die wegen Umbauarbeiten so versteckte Lage gar nicht so unpassend. «Unser Leben ist doch auch ein einziges Provisorium.»
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