«Wer der SRG schaden möchte, muss dieser Vorlage zustimmen»
Sie sei nicht der verlängerte Arm der SRG, sagt Medienministerin Doris Leuthard im Gespräch zur Abstimmung über das Radio- und Fernsehgesetz von Mitte Juni. Wer die Vorlage annehme, zementiere nicht die privilegierte Rolle des Schweizer Fernsehens, sondern weise lokalen Radio- und TV-Stationen mehr Geld zu.
Ein Interview über den Zustand der Branche, den fehlenden Gesamtarbeitsvertrag und die bevorstehende RTVG-Abstimmung, geführt mit Antonio Fumagalli und erschienen am 24. April 2015 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.
Frau Bundesrätin, Sie haben seit Jahrzehnten mit Journalisten zu tun. Sind wir besser oder schlechter geworden?
Die Qualität ist nicht schlechter geworden, viele Journalisten sind auch gut ausgebildet. Guter Journalismus bedingt allerdings genügend Zeit zur Recherche und Reflexion und grosse Fachkenntnis, Sie aber stehen unter grossem Zeit- und Kostendruck. Kein Wunder, schreiben sich die Journalisten manchmal gegenseitig ab – der Copy/Paste-Journalismus hat etwa am Sonntag auf Online-Kanälen eindeutig zugenommen. Die Medienhäuser müssen sich fragen, welches Qualitätsniveau sie wollen, weil letztlich die Glaubwürdigkeit ihrer Produkte auf dem Spiel steht.
Wie können die Arbeitsbedingungen der Journalisten verbessert werden?
Im Gegensatz zur Deutschschweiz, wo wir seit elf Jahren einen vertragslosen Zustand haben, existiert in der Romandie noch ein Gesamtarbeitsvertrag. Dieser wirkt sich spürbar positiv auf das Qualitätsniveau aus.
Setzt sich der Bund dafür ein, dass im Tessin und in der Deutschschweiz ein neuer GAV zustande kommt?
Gesamtarbeitsverträge sind Sache der Sozialpartner, der Bundesrat mischt sich weder bei den Metallarbeitern noch bei den Detailhändlern noch bei den Medienschaffenden ein. Aber ich würde mir sehr wünschen, dass sich die Verleger gesprächsbereiter zeigen und sich mit den Gewerkschaften einigen können.
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