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Ist der BaZ-Verkauf unter Dach und Fach?
Tamedia-Chef Pietro Supino bestätigt sein starkes Interesse an Christoph Blochers «Basler Zeitung», will aber noch keinen Vertrag unterschrieben haben. Derweil prescht BaZ-Chefredaktor Markus Somm vor: Noch diese Woche werde verkauft.
Ein Hintergrundbericht, erschienen am 14. März 2018 in der Südostschweiz, der Aargauer Zeitung / Nordwestschweiz sowie im St. Galler Tagblatt und der Luzerner Zeitung.
Pietro Supino machte gestern kein Geheimnis aus seinen Plänen: «Ich interessiere mich seit zehn Jahren für die ‘Basler Zeitung’», sagte er an der alljährlichen Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz seines Verlags Tamedia in Zürich. Regelmässig führe er deshalb Gespräche mit deren Chef, alt SVP-Bundesrat und Verleger Christoph Blocher. Nicht bestätigen wollte der Tamedia-Verwaltungsratspräsident allerdings, dass die Verhandlungen unmittelbar vor dem Abschluss stehen. Basierend auf mehreren gut unterrichteten und voneinander unabhängigen Quellen hatten wir dies am vergangenen Samstag in der «Schweiz am Wochenende» berichtet. Gemäss einer Quelle soll sogar bereits Mitte Februar Einigkeit erzielt worden sein.
Im Raum steht, dass Blocher für die BaZ nebst einem zweistelligen Millionenbetrag auch das «Tagblatt der Stadt Zürich» erhält. Der Erwerb des Gratisanzeigers entspräche der neuen Strategie des 77-Jährigen: Seit vergangenem August hält er eine Vielzahl von Wochenblättern, die in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet gratis in die Haushalte verteilt werden.
«Die ‘Basler Zeitung’ würde sehr gut zu unserem Konzern passen», bekräftigte Tamedia-Chef Supino sein Ziel vor den Medien. «Erst recht nach der Umsetzung des Projekts 2020.» So nennt Tamedia das schwierige Unterfangen, trotz wegbrechender Inserateeinnahmen auch in Zukunft Qualitätszeitungen herauszubringen. Im Rahmen des Projekts 2020 hat der Verlag auf Anfang 2018 alle seine überregionalen Redaktionen zusammengelegt. Seither schreiben Journalistinnen und Journalisten in sogenannten Kompetenzzentren für einst so unterschiedliche Blätter wie den «Tages-Anzeiger», die «Berner Zeitung» und die «Zürichsee-Zeitung». Und künftig auch für die «Basler Zeitung»?
BaZ-Chefredaktor und Mitinhaber Markus Somm jedenfalls informierte seine Mitarbeiter am Montag bei einem Rundgang durch die Redaktion, dass die Zeitung noch in dieser Woche verkauft werde. Das berichtete gestern Radio SRF im «Regionaljournal Basel». Recherchen der «Südostschweiz» bestätigen den Sachverhalt. Demnach soll Somm auch gesagt haben: «Alles, was die ‘Schweiz am Wochenende’ schrieb, ist zutreffend.» Das hiesse: Die BaZ-Spitze um Blocher, Somm und den dritten Besitzer Rolf Bollmann hat sich mit Tamedia geeinigt und nicht mit AZ-Medien-Verleger Peter Wanner, der dem Vernehmen nach ebenfalls ein Angebot unterbreitet hat.
Auf Anfrage der «Südostschweiz» wollte Somm gestern Abend keine Stellung zu seinen Äusserungen vor der eigenen Belegschaft nehmen. «Kein Kommentar», schrieb er per E-Mail. «Es gilt, was wir am Freitag kommuniziert haben.» Auch Blocher verschickte auf Anfrage lapidar noch einmal dieselbe Nachricht, die Bollmann vor fünf Tagen ebenfalls schriftlich der «Schweiz am Wochenende» geschickt hatte: «Wie bekannt, interessieren sich seit längerer Zeit verschiedene Verlage für die ‘Basler Zeitung’. Darum finden auch immer wieder diesbezügliche Gespräche statt, die aber ergebnislos verliefen. Ihre Verlautbarung ist tatsachenwidrig.» Ob der Deal tatsächlich unter Dach und Fach ist, bleibt unklar.
Werbeverbot für SRG: Geld flösse ins Ausland
Trotz der klaren Ablehnung der No-Billag-Initiative wird die Forderung nach einem Werbeverbot für die SRG laut. Eine Studie des Bundesamts für Kommunikation aber zeigt, dass ein Werbeverbot nicht dem Journalismus zugute käme – im Gegenteil.
Ein Hintergrundbericht, erschienen am 6. März 2018 in der Südostschweiz, der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung sowie im St. Galler Tagblatt und der Luzerner Zeitung.
Die SRG solle «abspecken» und auf einen Teil ihrer Programme und Sendungen verzichten: Obwohl am Sonntag 72 Prozent der Stimmenden Nein sagten zur radikalen No-Billag-Initiative, hört man solche Forderungen nach wie vor. Daran ändert auch der demütige Auftritt von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand nichts, der noch am Sonntag ein Sparprogramm inklusive Entlassungen ankündigte und diverse Konzessionen gegenüber den privaten Verlegern machte.
Eine Forderung, die vor und nach No Billag immer wieder auftaucht, ist jene nach einem Werbeverbot für die SRG. «In der Primetime ab 20 Uhr soll die SRG keine Werbung mehr ausstrahlen dürfen», sagt etwa der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. In seiner Antwort auf eine gestern im Ständerat diskutierte Interpellation des Freiburger CVP-Politikers Beat Vonlanthen schliesst auch der Bundesrat ein teilweises Werbeverbot nicht mehr kategorisch aus: Was neue Werbeformen betreffe, sei er der Ansicht, dass der SRG und den anderen konzessionierten Veranstaltern die neuen Werbeentwicklungen nicht vorenthalten werden sollten, heisst es in der Antwort, die Bundesrätin Doris Leuthard in der kleinen Kammer präsentierte. «Besser als technische Verbote wären weitere Werbebeschränkungen, etwa ab 20 Uhr, oder eine Obergrenze.»
Allerdings: Ausgerechnet eine aktuelle Studie des Bundes rät dezidiert von einem auch nur teilweisen Werbeverbot ab. «Die bei einem partiellen Werbeverbot auf den SRG-Fernsehkanälen frei werdenden Werbegelder würden zu einem grossen Teil dem Schweizer Markt und dem Schweizer Journalismus entzogen», lautet das Fazit eines elfseitigen Papiers, das bisher unter Verschluss gehalten, nun aber der «Südostschweiz» zugespielt wurde. Verfasst wurde es vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) im Auftrag der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen, datiert ist es auf den 22. Januar dieses Jahres.
2016 habe das Fernsehen in der Schweiz Werbeeinnahmen von 722 Millionen Franken verbuchen können, heisst es zuerst in einer Bestandesaufnahme. «Fast die Hälfte der Fernsehwerbung wurde bei der SRG gebucht.» Basierend auf der Befragung von zehn Werbeexperten wagt das Bakom in der Folge eine detaillierte Prognose: Aufgrund des zunehmend fragmentierten Publikums und des Trends zur zeitversetzten Nutzung werde es zukünftig schwieriger, das Publikum mit Werbung zu erreichen. «Fernsehwerbung wird damit an Reichweite und somit an Attraktivität verlieren. Demnach würden die Einnahmen der gesamten TV-Branche längerfristig in ähnlichem Ausmass sinken wie jene der Presse in den letzten Jahren.» Das sind dramatische Worte. Denn: Die Werbeeinnahmen der gedruckten Presse sanken von 2011 bis 2016 von etwa zwei Milliarden Franken auf rund 1,2 Milliarden Franken.