Von einem kleinen Beben lässt sich Familie Ruf nicht stören
Am Fusse des Bohrturms des St. Galler Geothermie-Projekts liegt der Bauernhof der Familie Ruf. Eine Reportage von einem Ort, der für gewöhnlich nur wegen des Open Airs in die Schlagzeilen gerät.
Erschienen am 23. Juli 2013 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.
Wo Hunderte Zelte standen, wo Heerscharen in Gummistiefeln feierten bis zum Umfallen und sich im Schlamm suhlten, wo Sophie Hunger und Die Ärzte auf Bühnen standen und sich von den Fans feiern liessen, sind die Wiesen braun und tot. Eine Landschaft ohne Gräser zeugt vom viertägigen Wahnsinn. Doch ist der Schlamm längst getrocknet, der das Open Air St. Gallen vor dreieinhalb Wochen genauso prägte wie die gute, laute Musik. Die Vögel zwitschern, die Sitter fliesst zwischen den Bäumen hindurch, die Sonne brennt vom Himmel herab. Eine heile Welt eigentlich, die ihre Ruhe wiedergefunden hat. Wäre da nicht der Bohrturm ennet des Flusses, einige dutzend Meter entfernt nur, der über der grössten Baustelle der Stadt 58 Meter in die Höhe ragt. Eine deutsche und eine Schweizerflagge flattern hoch über der Plattform, auf der in der Nacht auf Samstag Menschenleben auf dem Spiel standen, oder, um es mit Stadtrat Fredy Brunner zu sagen: wo sich ein Super-GAU ereignete.
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