«Rädern oder vierteilen?»
«Zensur an der Uni Zürich: Dozent verbietet Gratiszeitungen» – die Empörung auf «blick.ch» und in der Gratiszeitung «Blick am Abend» war in den letzten zwei Tagen riesig. Zu Unrecht.
Eine Glosse, erschienen am 6. November 2013 in der Südostschweiz.
«Zensur an der Uni Zürich: Dozent verbietet Gratiszeitungen» – die Empörung auf «blick.ch» und in der Gratiszeitung «Blick am Abend» war in den letzten zwei Tagen riesig. Publizistikprofessor Mark Eisenegger, der mit dem streitbaren Kurt Imhof Herbst für Herbst im Jahrbuch «Qualität der Medien» den Verfall der Schweizer Presse moniert, hatte in einem Interview mit dem Branchenmagazin «Edito» gesagt, in seinem Institut sei es Studenten verboten, Gratiszeitungen in den Vorlesungsoder Seminarraum mitzunehmen. «‘20 Minuten’ oder ‘Blick am Abend’ gehören nicht in eine Universität oder Hochschule, ausser sie werden analysiert.» Die Schlagzeilen waren schnell gemacht: Die elitären Professoren verbieten ihren Studenten nicht nur die Befriedigung des Bedürfnisses nach schneller Information. Nein, noch schlimmer: Sie zensurieren, als unterrichteten sie in Pjöngjang statt in Zürich. Auf Twitter malte sich die Schweizer Journaille aus, wie mit renitenten Studenten wohl so umgesprungen werde. «Augen ausstechen wie im Mittelalter?», fragte einer, «Rädern, vierteilen oder mit Pech übergiessen?» ein anderer.
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