Dennis Bühler – Journalist

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Einzig wahrer Sprengkandidat

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Einzig wahrer SprengkandidatEin Spürhund hat Nationalrat Raymond Clottu in den Allerwertesten gebissen.

Eine Glosse, erschienen am 11. Dezember 2015 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.

Auf einmal preschte er vor und schnappte zu: der Sprengstoff-Suchhund, der am frühen Dienstagabend den Eingangsbereich des Bundeshauses bewachte und kontrollierte, was angeliefert wurde. An Hunderten Kisten, welche TV- und Radiostationen für die Übertragung der Bundesratswahlen am Tag danach ins Gebäude schafften, schnüffelte der Hund, nichts hatte er zu beanstanden. Doch dann kam Raymond Clottu die Treppe runter. Der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Neuenburg ist eine Gmüetsmoore, die wirkt, als täte sie nie jemandem etwas zuleide. Doch nach einem kurzen Gespräch mit einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes drehte er sich etwas abrupt ab – und augenblicklich war der Hund zur Stelle. Vom Gesäss bis zur Kniekehle zerfetzte er Clottus Hose. Immerhin: Der 47-Jährige blieb unverletzt.

Entblösst und etwas verdattert, aber durchaus belustigt verzog sich Clottu in ein Hinterzimmer. «Für einmal war die Verwaltung vorbildlich effizient», lobte er hinterher. «Sie hat mich gefragt, wo ich meinen Anzug gekauft hätte, und hat mir in einem Berner Kleidergeschäft im Nu gleichwertige und zum Jackett passende Ersatzhosen gekauft.» Weder dem Hundeführer noch dem Tier gegenüber hege er Groll, versicherte Clottu. «Der Hund wollte doch bloss spielen. Ich verstehe ihn. Es ist hier im Bundeshaus ja nicht immer allzu interessant.»

Einen Parteikollegen, der zur Tatzeit gleich neben Clottu stand, hatte der Hund fast mehr erschreckt als den Attackierten selbst: den Bündner Nationalrat Heinz Brand, den Linke und Mitte-­Politiker gerne als Bundesrats-Sprengkandidaten gegen das offizielle SVP-Dreierticket lanciert hätten. «Ich habe immer gesagt, dass ich nicht als Sprengkandidat zur Verfügung stehe», sagte Brand und scherzte: «Und jetzt hat der auf Sprengstoff trainierte Hund bestätigt, dass ich auch nicht dazu taugen würde. Sonst hätte er meine Wade vorgezogen.»

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Written by Dennis Bühler

11. Dezember 2015 um 11:30

Veröffentlicht in Aargauer Zeitung, Die Südostschweiz

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