Der «Arena»-Dompteur steht im Auge des Sturms
SRF-Moderator Jonas Projer ist heftigen Anfeindungen ausgesetzt: Aus dem Lager der No-Billag-Initianten genauso wie von anonymen Twitterern. Kann der 37-jährige Senkrechtstarter diese Kritik wegstecken?
Ein Hintergrundartikel, erschienen am 9. Februar 2018 in der Südostschweiz und der Nordwestschweiz / Aargauer Zeitung.
Seit Tagen übertreffen sich Newsportale und Zeitungen mit Schlagzeilen. Der «Tages-Anzeiger» wirft ihm «unnötige Selbstinszenierung» vor, die «Basler Zeitung» nennt ihn «eloquent und arrogant», und in der «Weltwoche» verunglimpft ihn PR-Berater Klaus J. Stöhlker als «Murmeli im Jeff-Koons-Look». Kurzum: Der Mann steht im Kreuzfeuer der Kritik. Und weil ihn das nicht kalt lässt, ja er am Telefon gar niedergeschlagen und demoralisiert wirkt, sagt «Arena»-Moderator Jonas Projer nichts mehr zur letzten Sendung, zu seiner Strafanzeige oder zu seinem Rollenverständnis im Abstimmungskampf. Er dürfte nicht mal, wenn er wollte: Die SRF-Spitze hat ihm einen Maulkorb verpasst. So will sie ihn auf dem Höhe-, besser: Tiefpunkt der No-Billag-Auseinandersetzungen schützen.
Doch der Reihe nach: Zwei Diskussionen über die No-Billag-Initiative übersteht Projer im November und im Januar unbeschadet, für seine souveräne Moderation erhält er Lob von beiden Lagern. Dann lädt er vergangenen Freitag erneut zur «Arena». Direkt vor Aufzeichnungsbeginn provoziert No-Billag-Initiant Olivier Kessler vor versammelter Gästeschar einen Eklat. Projer sei als «Zwangsgebühren-Profiteur» nicht unabhängig genug, um Bundesrätin Doris Leuthard zu interviewen, sagt er. Daher werde er diese Aufgabe übernehmen. «Dieser Knall hat Projer, nachvollziehbarerweise, aus dem Konzept gebracht», sagt der Zuger FDP-Ständerat Joachim Eder, der im Studio dabei war. Wie Kessler sei danach auch Projer rechthaberisch aufgetreten und allen Gästen noch häufiger ins Wort gefallen als bei früheren Sendungen.
Sofort gehen in den sozialen Medien die Wogen hoch. Die oft unqualifizierten Gifteleien gipfeln in der Morddrohung eines anonymen Twitterers. Man werde Projer mitten in der Nacht aufsuchen «und dich richten». Der Moderator selbst verbreitet den Tweet weiter, versehen mit einer Frage an seine Follower: «Soll man das der Polizei melden, oder wäre das überreagiert?» Auf Anraten der Community erstattet er am Montag Anzeige wegen Drohung.
Auch wenn sich Projer Kritik gewohnt sei: Solche Anwürfe wie nach seiner 135. «Arena» träfen ihn hart, ist sich Thomas Schäppi sicher, der in der SRF-Chefredaktion für die Programmentwicklung zuständig ist. «Jonas ist weder cool noch überheblich, sondern sensibel und empathisch.» Weil er sich stets verbessern wolle, hinterfrage er sich ständig. «Sein Perfektionismus kann für ihn zur Belastung werden.»
[…] «Arena»-Moderator Jonas Projer steht im Auge des Sturms (Hintergrund, 9. Februar 2018) […]
Schon abgestimmt? Am Sonntag geht’s um No Billag. | Dennis Bühler - Journalist
28. Februar 2018 at 21:20